Geschwisterbeziehungen in der Pflegekinderhilfe
30.06.2023 43 min Bertram Kasper und Team
Zusammenfassung & Show Notes
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Interview mit: Corinna Petri
Homepage: https://www.perspektive-institut.de/das-team/corinna-petri/
Homepage: https://www.perspektive-institut.de/das-team/corinna-petri/
Heute geht es um das Thema Geschwisterbeziehungen in der Pflegekinderhilfe oder ganz konkret, welche Chancen und Risiken sich ergeben können, wenn Geschwister in einer Pflegefamilie gemeinsam oder in zwei Pflegefamilien getrennt untergebracht werden.
Dazu begrüße ich Corinna Petri. Herzlich willkommen.
Sie sind wissenschaftliche Mitarbeiterin des perspektive-instituts und haben immer wieder Forschungsaufträge im Bereich des Pflegekinderwesens. Unter anderem haben Sie auch zu Geschwisterbeziehungen geforscht und dazu das Buch „Höhen und Tiefen – Geschwisterbeziehungen im Kontext der Fremdunterbringung“ veröffentlicht.
Voraussichtlicher Titel für den Podcast:
Geschwisterbeziehungen in Pflegefamilien
Mein Name ist Bertram Kasper und ich arbeite beim St. Elisabeth-Verein in Marburg im Fachbereich Pflegefamilien Hessen. Mit einigen Kolleginnen produzieren wir seit April 2020 den Podcast Pflegefamilien Deutschland. Es sind inzwischen schon 65 Episoden auf allen einschlägigen Podcastplattformen zu hören. Wir veröffentlichen jeden 3. Freitag um 8:00 Uhr morgens eine neue Folge.
Ich selbst arbeite schon seit über 35 Jahren in der Kinder- und Jugendhilfe und davon fast die Hälfte der Zeit im Pflegekinderbereich. In unserem Fachbereich Pflegefamilien betreuen wir aktuell über 140 Familien mit fast 200 Kindern.
• Beginnen wir am Anfang: Wie sind Sie überhaupt auf das Pflegekinderwesen als eines Ihrer Forschungsgebiete gekommen?
• Und was fasziniert Sie seither an diesem Feld?
• Gibt es „eine“ Erkenntnis in all den Jahren, die für Sie heute noch eine Bedeutung hat oder die Sie heute noch bemerkenswert finden?
• Vielleicht versuchen wir uns zuerst einmal dem Thema etwas theoretisch zu nähern. Welche Bedeutung haben Geschwister für die Identitätsbildung, gerade im Kontext der Fremdunterbringung? Dabei werden nach Bank und Kahn (1994) drei Gruppen unterschieden:
1. Enge Identifikation mit viel Ähnlichkeits- und wenig Differenzierungsgefühl
2. Teilidentifikation, das heißt Ähnlichkeit in manchen Bereichen, Differenz in anderen und
3. Distanzierte Identifikation, das heißt, die Geschwister empfinden große Differenz und wenig Ähnlichkeit.
• Wie sollten sich aus Ihrer Sicht Fachkräfte im Pflegekinderwesen damit auseinandersetzen bzw. woran würden Sie sagen lassen sich die drei Gruppen gut unterscheiden?
• Zitat aus Ihrem Buch von Frau Inés Brock: „Wer innerhalb seiner Persönlichkeitsentwicklung die spezifische Beziehungsdynamik im Geschwistersubsystem erfahren hat und zwischen Identifikation und Abgrenzung, Liebe und Neid, Junge und Mädchen, kompetent und defizitär, groß und klein, stark und schwach eine Balance finden musste, ist mit einem Repertoire an Bewältigungsstrategien ausgestattet, die Lebenskompetenz bedeutet.“ und weiter heißt es: „Unsere Forschungsbefunde zeigen, dass Geschwister im Aufwachsen unter desolaten Bedingungen häufig eine essentiellere Bedeutung bekommen und sie füreinander Funktionen übernehmen, die aus der Not entstehen. Materielle Armut, Vernachlässigung, Gewalt oder dramatische Schicksalserfahrungen führen dazu, dass sich Dynamiken innerhalb der Familie und unter Geschwistern verändern.“
o Und noch ein weiteres Argument: „Generell und besonders in zweifelhaften Lebenssituationen bietet die Verankerung im Geschwisterkollektiv ein Gefühl sicherer Zugehörigkeit. Ebenso können Geschwisterbeziehungen für die Achtung der familialen Wurzeln und für den Selbstwert große Bedeutung erhalten.“
• Das würde dafür sprechen, Geschwister gemeinsam in einer Pflegefamilie unterzubringen oder ist das noch differenzierter zu betrachten?
• Und dann wird im weiteren Verlauf Ihres Buches deutlich, dass Pflegeeltern in der Regel ein Mehr an Unterstützung benötigen, da in eher dysfunktionalen Familiensystemen Geschwister das Muster der ungünstigen Konfliktlösung der Eltern übernehmen und dadurch deren Beziehungen ebenfalls eher belastet werden und damit dann auch ungünstige Wirkungen bei der Fremdunterbringung hervorrufen.
• Wie könnte so eine Unterstützung aussehen?
• Welche Hinweise haben Sie abschließend für Fachkräfte im Pflegekinderwesen?
• Und was wünschen Sie Pflegefamilien und Pflegekindern mit Ihrer Brille als Wissenschaftlerin, bzw. was würden Sie gerne als Ermutigung sagen?
Eine Bitte an unsere Hörerinnen und Hörer:
Wir freuen uns über Spenden für Pflegekinder an unseren Förderverein. Hier der direkte Link zu Ihrem Beitrag:
https://www.foerderverein-pflegekinder-deutschland.de/ihre-spende/
Wir freuen uns über Spenden für Pflegekinder an unseren Förderverein. Hier der direkte Link zu Ihrem Beitrag:
https://www.foerderverein-pflegekinder-deutschland.de/ihre-spende/
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